Es kann jeden treffen: Stirbt der eigene Ehepartner, bleiben oft Leere und ein Gefühl von Hilflosigkeit zurück. Mit dem Tod des Partners wird das eigene Leben auf den Kopf gestellt. Doch nach einer intensiven Trauerphase, in der sich viele Hinterbliebene zunächst zurückziehen und sich selbst finden müssen, wächst vielleicht auch der Wunsch nach einem neuen Partner. Allerdings ist die Partnersuche nach dem Tod des Ehemanns oder der Ehefrau nicht leicht. Viele Betroffene fühlen sich schuldig und stellen den eigenen Wunsch nach einer neuen Liebe hinten an. Andere sind auch nach Jahren nicht bereit für einen neuen Partner. Viel zu groß ist die Angst, diesen schmerzlichen Verlust noch einmal erleben zu müssen. Wir haben Tipps, wie diese Situation gemeistert werden kann.
Der Trauerprozess ist entscheidend
Ob eine neue Liebe nach dem Tod des Partners wirklich Erfolg haben kann, hängt vor allem davon ab, in welcher Phase des Trauerprozesses Sie sich befinden. Oft ist es tatsächlich keine gute Idee, sich bereits kurze Zeit nach diesem Schicksalsschlag wieder in eine neue Beziehung zu stürzen. Die Erinnerungen sind viel zu frisch und zu präsent als das der neue Partner die Aufmerksamkeit genießen könnte, die er verdient. Außerdem haben Sie selbst vielleicht noch mit der Trauer zu kämpfen und sind in einer frühen Phase des Trauerprozesses gefangen.
Auch wenn der Trauerprozess an sich bereits vorangeschritten ist und Ihre Sehnsucht nach einem neuen Partner immer weiter zunimmt, wird in der neuen Beziehung nicht alles so sein, wie Sie es sich wünschen. Wehmut, Schuldgefühle, aber eben auch die Sehnsucht nach dem bereits verlorenen Ehepartner werden in der neuen Beziehung immer mal wieder präsent sein. Sie gehören dazu und sind keineswegs ein Grund dafür, diese zu beenden.
Ein Punkt, über den viele Betroffene nur ungern sprechen, ist die Sexualität. Es ist gar nicht selten, dass Sie nach dem Verlust Ihres Ehepartners vielleicht auch Ihre Unbeschwertheit zunächst suchen müssen. Vielleicht werden Sie bei den ersten sexuellen Begegnungen mit Ihrem neuen Partner von einem gewissen Schamgefühl heimgesucht. Versuchen Sie, in allen Etappen Ihrer neuen Beziehung permanente Vergleiche zu vermeiden.
Den verstorbenen Ehepartner präsent sein lassen
Natürlich ist es wichtig, dass Sie über Ihren Verlust sprechen. Aber Sie sollten niemals händeringend nach dem allseits bekannten Haar in der Suppe suchen. Vergleichen Sie Ihren neuen Partner nicht immer mit dem, den Sie viel zu früh verloren haben. Zögern Sie aber auch nicht, über ihn mit ihrer neuen Liebe zu sprechen. Dies sollte aber in einem vernünftigen Maß erfolgen.
Ihr neuer Partner sollte dafür natürlich auch ein gewisses Maß an Verständnis mitbringen. Lassen Sie sich nicht davon abbringen, sowohl dem Todestag als auch Ihrem Hochzeitstag Beachtung zu schenken. Auch nach dem Tod endet die Liebe nicht, sondern sie ist weiter präsent. Ihrer neuen Beziehung wird es guttun, wenn Sie darüber reden können und wenn Ihrer bisherigen Liebe und damit eben auch Ihrem bisherigen Leben mit einer gewissen Akzeptanz begegnet wird.
Auch in Ihrem Inneren sollte Ihr Ehepartner immer einen festen Platz haben. Hier spielt es keine Rolle, wie lang der Tod bereits zurückliegt und ob Sie die Trauerphase überwunden haben oder nicht.
Die Liebe ein zweites Mal kennenlernen
Wenn Sie Ihren Partner durch den Tod verloren haben, wissen Sie bereits, wie sich Liebe anfühlt. Wie schön und einnehmend dieses Gefühl ist und wie Liebe den Alltag begleitet. Kurz nach dem Verlust Ihres Partners werden Sie vielleicht der Meinung sein, dass Sie diesen Verlust nicht verschmerzen und überwinden können. Sicherlich braucht es Zeit, doch Sie werden sich irgendwann wieder auf Partnersuche begeben und dann eine neue Form der Liebe kennenlernen. Es ist ganz normal, dass sich diese vielleicht nicht vollkommen oder komplett anders anfühlt. Das heißt aber keineswegs, dass Sie Ihren neuen Partner weniger lieben. Sie lieben ihn eventuell nur anders.
Dem Umfeld Zeit geben
Nach dem Verlust Ihres Partners ist es nicht nur für Sie schwer, eine neue Liebe zu akzeptieren. Gleiches gilt auch für Ihr Umfeld. Gerade wenn Sie Kinder mit Ihrem verstorbenen Partner haben, werden Sie schnell bemerken, dass es gar nicht so leicht ist, dass diese Ihre neue Liebe akzeptieren.
Gerade für Kinder ist es schwierig, einen neuen Partner an der Seite des hinterbliebenen Elternteils zu akzeptieren. Zeigen Sie dafür Verständnis, denn es geht hier keineswegs um Trotzigkeit. Vielmehr haben Ihre Kinder Angst um Sie. Sie haben Angst, dass Sie diesen Verlust noch einmal durchleben müssen. Sie fürchten aber auch, dass Sie sich von Ihrem Nachwuchs mehr und mehr distanzieren.
Ähnliche Gefühle empfinden vielleicht auch gute Freunde oder nahestehende Verwandte. Reagieren Sie nicht trotzig auf diese Bedenken und vermeiden Sie eine Überforderung. Bedenken Sie immer: Auch Sie wünschen sich vielleicht ein gewisses Gefühl von Verständnis und Zuversicht. Geben Sie Ihrer neuen Liebe eine Chance, auch wenn Ihnen vielleicht von Ihrer Umgebung die einen oder anderen Steine in den Weg gelegt werden.